Über die Arbeitslosigkeit Pt.1

15.07.2025

Praktisch bist du zum Nichtstun verurteilt. Außer für das eigene Überleben und das Überleben des Hundes sowie der Zahlung der Kosten für die Infrastruktur ist kein Geld da. In Wahrheit nicht einmal für Zigaretten - mein einzigfer Luxus.
Und da wollen mir Politiker und zentrale Organisationen der Wirtschaft erzählen, wir Arbeitslosen würden uns auf dem staatlichen finanziellen Polster ausruhen. Welcher Polster? Hah ha. Zum Leben zu wenig, zum Sterben zu viel.
Dabei habe ich noch gar nicht vor, zu sterben. Das Leben hat ja so viel zu geben. Und es ist ja nicht so, daß ich nicht gerne arbeiten würde. Aber mit 57 bin ich sichtlich aus dem Wahrnehmungsraster potentieller Arbeitgeber raus gefallen. Jung musst du sein, fünf Fremdsprachen beherrschen, reise-bereit bis ins letzte Krisengebiet dieser Welt, streßresistent und offen für (unbezahlte?) Überstunden - in der Realität oftmals bis zur Selbstaufgabe.
Und dann sollen wir nach Anhebung des gesetzlichen Pensionsantrittsalters bis 67 oer 70 arbeiten. Aber wie, wenn man mit 50+ Lebensjahren trotz umfassender Ausbildung und entsprechender Erfahrung von potentiellen Arbeitgebern nicht (mehr) wahrgenommen wir. Vielfach nicht einmal Absagen auf ein Bewerbungsschreiben, fast oder überhaupt keine Einladungen zu Vorstellungsgesprächen. Meistens betretenes Schweigen im Walde.
Ich würde mich sogar als Hipster oder Gen-Zler verkleiden, wenn es der Sache dienlich wäre. Ziegenbärtchen, taillierte Sakkos, Röhrenjeans, Sneakers – und einen leichten Moschusduft angelegt - oder vielleicht doch Rose. In jedem Social Media Network einen Account angelegt, (halb-) lustige oder pseudointellektuelle Reels posten; Hunde, Katzen oder Nackerte gehen immer. Oder der Garten. Irgendwas, mit dem man den kranken Voyeurismus bedien kann.
Aber all das bringt keinen Job und kein Geld. Das Einzige, das mir momentan Geld bringt, sind die Pfandflaschen. Und mit dem bei der Rückgabe selbiger lukriertem Geld gehe ich dann in den Sozialmarkt einkaufen. Brot für die Woche, Müsli, ein oder zwei Naturjoghurt. Chips und Schokolade wären schon wieder Luxus. Um dieses Geld bekommt der Hund ein paar Leckerlis.
Mein Job, meine Aufgabe ist es unter anderem, mich um den Hund zu kümmern. Nur, der zahlt mir nichts dafür. Andere Aufgaben muss ich mir selber suchen, und dies habe ich in der Zwischenzeit getan. Damit ich nicht ganz der Verzweiflung oder gar dem Suff (wieder) anheim falle.

Formbares Fußvolk gewünscht

Schwierig seien wir, wir ältere Arbeitnehmer, nicht anpassungsfähig, aufmüpfig und aufrührerisch. Und Geld kosten wir - im Vergleich zu den Jungen natürlich. Ja, ja, so viel Geld. Dafür issen wir aber auch, was Arbeiten bedeutet. Und veränderungswillig seien wie auch nicht. Aber, hallo, ganz im Gegenteil. Wenn wir Veränderungs- und/oder Verbesserungspotential sehen - eben aufgrund unserer Erfahrung - dann lasst es uns angehen. "Na, geh, das haben wir ja immer schon so gemacht", ist dann zu hören. Ja, eh, so schaut der Betrieb vielfach auch aus und denen ist auch nicht zu helfen.
Was Unternehmen heutzutage suchen und im Betrieb wollen, ist formbares Fußvolk, das dem Matra der selbstdefinierten Unternehmensintelligenz bedingungslos folgt - im Zweifelsfall auch in die (selbstverschuldete) Insolvenz. Gehalt dann nicht mehr garantiert.

Influencer an die Macht? Wollen wir das?

Es ist eine "Arbeits-"Welt geworden, in der man selbsternannte TrendsetterInnen aka InfluencerInnen Geld dafür bezahlt, dass diese ein Video davon drehen und in den sozialen Netzwerken veröffentlichen, wie sie ein Bett frisch überziehen. Natürlich mit der Bettwäsche der Marke X. Oder WC putzen mit dem Reinigungsmittel Y. Was kommt als Nächstes? Wie kacke ich richtig, ohne mich bis übers Kreuz anzuscheissen. Oder: Wie öffne ich unfallfrei einen Kühlschrank?
In Wahrheit kann diese Generation nicht einmal unfallfrei eine Kaffeemaschine aufdrehen, geschweige denn, eine Melange runter zu lassen, ohne die Teeküche im Unternehmen zu überschwemmen.

So wollte ich auch gerne Influencer werden. Ich erkläre Euch dann, wie man unfallfrei eine Schachtel Winston 100 öffnet und sich ohne Brandverletzungen zu erleiden, eine Zigarette anraucht. Oder, wie man stilvoll eine Flasche Billig-Wodka öffnet und sich um 9 Uhr Früh nach dem ersten Schluck nicht gleich anspeibt. Oder, wie ich das Hundekacksi, musikalisch und mit Effekten untermalt, theatralisch und un-angeekelt einsammle. Hund beim Kacken zuzusehen, ist übrigens inklusive.

Ich erwarte Eure Angebote. In Echt jetzt.
Hach, was ist das für eine kranke und verkehrte Welt geworden.
Aber: Selbstgemacht.
Eigentlich: Kein Mitleid.

Für Influencer-Anfragen bzw. allfällige Kooperationen kontaktiere Sie mich bitte unter meiner E-Mail Adresse.

Foto: Free Stock pixabay


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