Saufen wir uns zu Tode?

Ja, defintiv. 8.000 Todesfälle, die dem Alkoholmissbrauch direkt zugeordnet werden können, sprechen wohl für sich. Über Todesfälle, die mittel- und langfristig mit Alkoholmissbrauch bzw. Alkoholsucht zu tun haben, gibt es leider keine validen Statistiken, da hier auch andere Lebensumstände wie Ernährung, das berufliche Umfeld - möglicherweise in Verbindung mit Alkohol - ursächlich zum Tod führen können. Insofern bleibt die Diagnose einer Todesursache in Bezug auf Alkohol indifferent und kann nicht direkt dem Alkoholmissbrauch zugeordnet werden.
Unterschiedlichen Statistiken und Berechnungen zufolge gibt es in Österreich zwischen 400.000 und 450.000 Alkoholkranke Menschen (die Angabe des Anton Proksch Institutes von 340.000 Alkoholikern halte ich für zu niedrig definiert; andere Quellen sprechen von 380.000 Akloholsüchtigen wie etwa der Verein "Land schafft Leben" – halte ich auch zuniedrig). Hinzu kommen rund 500.000 Personen, die massiv Alkoholsucht gefährdet sind. Und bei beiden Faktoren gibt es - wie immer bei statistischen Angaben - eine Dunkelziffer. Die ergibt sich dadurch, dass viele Alkoholiker im Alltag "Nicht auffallen", also gesellschaftlich noch funktionnieren (können), ohne öffentliche Exzesse, weil diese Personen meist alleine und zuhause trinken.
Das bedeutet, dass in Österreich rund 12 bis 14 Prozent der Bevölkerung ein Alkoholproblem haben (abhängig von der Ausschließung der Altersgruppe 0-14 Jahre oder 0-16 Jahre).
Jetzt können wir uns ausmalen, was dies für das Gesundheitssystem bedeutet. Und wir können uns auch ausmalen, was dies für die Wirtschaft bedeutet, wenn Mitarbeiter alkoholkrank sind.
Spitzenreiter Österreich
Österreich ist seit jeher ein Hoch-Alkohol-Land. In internationalen Statistiken liegen wir auf Platz 6 des Rankings wie der deutsche "Südkurier" berichtet mit einem Pro-Kopf-Verbrauch von 12 Litern reinem Alkohol (Personen ab 15 Jahre), Tendenz steigend, wie Informationen des Vereins "Land schafft Leben" zu entnehmen ist.
Alkohol-Produktion hat in unseren Breiten eine lange Historie. Der Weinbau geht zurük bis in die Zeiten der Römer, das Brauen von Bier beginnt in entsprechendem Maß im Mittelalter vorerst durch Mönche in den Klöstern, bekommt aber bald durch Privatbrauerein einen Aufschwung und so wird Bier auch der "gemeinen" Bevölkerung in Schänken, Tavernen und Wirtshäusern zugänglich. Und Schnaps wurde immer schon gebrannt. Etwa aus Met, dem Honigwein, oder aus Früchten, die im Wald gesammelt und später in Klöstern und Landwirtschaften kultiviert wurden. Heute zählt Österreich in Europa - mit einer prozentuell relativ kleinen Anbaufläche - zu den führenden Wein-Produzenten.
Alkohol-Konsumation hat eine ebenso lange Historie. Österreichs Weine sind überall auf der Welt vertreten, aber vor allem - und das ist es, was es für unsere Statistik so interessant macht - wird Wein in Buschenschänken und Heurigen und natürlich Gasthäusern verkauft. Gibt es etwa in manchen Gemeinden meiner Heimatregion oftmals nur mehr ein Gasthaus/Wirtshaus - man bedenke das Wirtshaus-Sterben der letzten dreißig Jahre -, gibt es mit Sicherheit drei- oder viermal so viele Heurige bzw. Buschenschänken. Zudem sind die Regale in den Supermärkten voll mit Bier und Spirituosen. Und war die Verfügbarkeit von Spirituosen vor einigen Jahrzehnten noch nicht so gegeben wie heute, so wurde auf den Bauernhöfen eben schwarz gebrannt.